Im Kaufrausch: Signa kauft auch Tennis-Point
Zum Jahresende haben sie es noch einmal getan. Und Geld scheint keine Rolle zu spielen. Nach Outfitter und Internetstores übernimmt Signa Retail mit Tennis-Point die Mehrheitsbeteiligung an einem dritten Spezialisten.
Text: Marcel Rotzoll
Signa Retail mischt den Markt weiter auf. Während die mehrheitliche Beteiligung an Outfitter im vergangenen April noch überrascht hatte, ließ die Akquise von 87 Prozent der Anteile an Internetstores im November aufhorchen. Nun beteiligen sich die Österreicher mit 78 Prozent auch an Tennis-Point. Damit wird binnen Jahresfrist schon der dritte spezialisierte Online-, bzw. Multichannel-Sporthändler erworben. Der Multichannel-Händler aus Herzebrock-Clarholz verfügt derzeit über zwölf Filialen, in diesem Frühjahr soll Nummer 13 in Hannover folgen, sowie insgesamt 19 Online-Shops in zehn verschiedenen Sprachen und beschäftigt "rund 200 Mitarbeiter". Wie bei den beiden anderen genannten Signa-Beteiligungen wird auch bei Tennis-Point das Management, bestehend aus den beiden Gründern Christian Miele (CEO) und Thomas Welle (COO) sowie Philipp Tippkemper (CMO) an Bord bleiben.

© Tennis-Point
Man wolle, so Signa, das eigene Sport-Retail-Portfolio durch die Spezialisierung von Tennis-Point auf Tennis- und Jogging-Produkte ergänzen und hoffe durch die Vernetzung der Online- und Offline-Kompetenzen und -Kanäle von Karstadt Sports, Outfitter, Internetstores und nun Tennis-Point "auf eine beschleunigte Cross- und Multichannel-Entwicklung". Schaut man auf die aktuellen Kennzahlen von Tennis-Point, passt der Erwerb ins Bild, nach dem Signa Retail Ausschau nach profitablen Online- und Multichannel-Händlern hält. So erzielte der Tennis-Spezialist mit knapp über 200 Mitarbeitern im Geschäftsjahr 2015 einen Umsatz von 44,2 Millionen Euro bei einem Rohertrag von 18,5 Millionen Euro. Das Ebitda betrug laut Veröffentlichung 2,7 Millionen Euro, das Ergebnis der GmbH belief sich auf 1,37 Millionen Euro.
Und der Kaufrausch scheint nicht beendet. Denn auch nach der neuerlichen Akquise ist man laut Wolfram Keil, Geschäftsführer von Signa Retail, „fest entschlossen, unser Multi-Channel-Geschäft durch weitere Akquisitionen auszubauen.“ Die Frage wird also lauten, welchen Spezialisten, der sowohl profitabel ist als auch weitere Wachstumsphantasien beflügelt, man sich nach einem Teamsport-, einem Outdoor- und Bike sowie nun einem Racket-Spezialisten einverleiben wird. Am Geld, so viel scheint immerhin sicher, dürfte es nicht liegen. Signa Retail will mit der zu erkaufenden Marktführerschaft in der Sportbranche offensichtlich beweisen, dass man es ernst meint.
Spannend dürfte zudem die Frage danach werden, wann und vor allem wie die Synergien zwischen den Unternehmen des Sportbereichs gehoben werden. Logistik, Infrastruktur, Datenaustausch, Einkauf, Marketing, Finanzierung und damit verbunden Zentralregulierung: Die Felder, auf denen eine engere Verbindung zwischen den noch eigenständigen Unternehmen möglich erscheint, sind vielfältig. Dass es mittelfristig Überlegungen dahingehend geben wird, bestimmte Prozesse zusammenzuführen, erscheint nur logisch. Das wiederum dürfte auch Auswirkungen auf die Handelslandschaft insgesamt haben. Mit Outfitter und Internetstores hatte sich Signa bekanntlich zwei Sport 2000-Mitglieder ins Portfolio geholt. Tennis-Point ist bei der Intersport verortet. Nun ist zwar nicht davon auszugehen, dass eine gut funktionierende Zusammenarbeit von heute auf morgen hinterfragt und beendet wird. Dazu arbeiten die Beteiligten zu lang und zu vertrauensvoll zusammen. Dass man Gedanken nach noch besseren Einkaufskonditionen und Zentralregulierung deswegen aber gar nicht erst anstellt, dürfte ausgeschlossen sein.

Autor: Marcel Rotzoll
Stellv. Chefredakteur sportFACHHANDEL
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Dieser Artikel ist aus der Ausgabe: sport-FACHHANDEL Nr. 01 / 2017
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